7:30 Uhr an einem herrlichen Spätsommermorgen geht es los. Das Thermometer zeigt satte 2stellige Werte von 13° (was gleichzeitig die Tageshöchsttemperatur sein sollte) und der Himmel zeigt sich in seinem allerschönsten Mausgrau im Sichtbetondesign, garniert mit leichtem Nieselregen.
Ziel der heutigen Tour soll die Überquerung der Gerlitzen sein mit dem Aufstieg über die Gerlitzen Hochalpenstraße (ca. 12km mit ca. 1200hm). Regenklamotten werden trotz des Wetters zuhause gelassen, man kocht sonst im eigenen Saft, spätestens beim Aufstieg. Stattdessen setze ich auf das sogenannte Zwiebelsystem und nehme insgesamt 7 Lagen Oberbekleidung mit zum Wechseln, soviel wie in die Lenkertasche halt passen (lange Winterradhose, 2 Radtrikots, 5 Unterhemden, 2 davon aus Merinowolle zum wärmen).
Die große Kamera muß deshalb auch zuhause bleiben, es wird also „nur“ mit dem Handy fotographiert. Der Fotosensor ist mit den herrschenden Lichtverhältnissen das ein oder andere Mal überfordert, manchmal entstehen aber auch ungewollte Effekte, welche die insgesamt trübe Wetterlage durch deprimierende Farbgebung wieder interessant machen.
Man kurbelt sich mal mehr, mal weniger steil den Berg hinauf, Kehre für Kehre.
Zwischendrin auch ohne Sponsoring ein bischen Productplacement – eine kleine Vesper zwischendurch, damit der Körper weiterhin kraftvoll arbeiten kann. Die Lenkertasche ist noch voll mit vielen trockenen und warmen Wäscheteilen, die Sonnenbrille ist bislang unnötiger Ballast.
Für Tage wie diesen haben findige Tourismusexperten Schilder aufgestellt, die einem zeigen, was man grad nicht sehen kann – vielen Dank dafür.
Die insgeheim geplante Rückfahrt bergab über Waldwege wird beim Anblick solcher Szenerien quasi spontan verworfen, auch ist meine aktuelle Bereifung (Schwalbe Hurricane) irgendwie „suboptimal“ für solche Schlammpackungen.
Kurz vor Erreichen der nächsten Wolkenschicht noch einmal ein schöner Blick ins Tal.
Wenig später endet die geteerte Straße am Hotel Feuerberg auf ca. 1700m. Der Name weckt in mir gedanken an Feuer, Wärme…. träum.
Erstaunlich, was hier alles geboten wird hier knapp 150hm unter dem Gipfel. Für jeden wird hier was geboten, skuril anmutendes für den Sonnenhungrigen, den Kunstinteressierten und Natur pur soweit das Auge im Nebel reicht….
Die Wege im Gipfelbereich sind teils breit und gut präpariert, teils aber auch eng und steil, die Beschaffenheit reicht von Gras über losen Schotter bis Matschepampe. Hier kurz unterm Gipfel, bei fast Null Sicht, nur noch 4°, wo einem der käftige Wind die Nässe der Wolken durch alle Ritzen und Poren der Kleidung drückt, mit semislick Bereifung, die für solch ein Gelände völlig ungeeignet ist, entscheide ich mich zur Umkehr und das ich wieder kommen werde, mit guter Stollenbereifung die mir keine Ausrede mehr läßt.
Gleich auf den ersten Metern wieder zurück auf der Teerstrasse stelle ich fest, das mein toller Schönwetter-Reifen auch keine nennenswerte Bremswirkung auf nasser Fahrbahn entwickelt, so wird die Abfahrt mit bis zu 15% Gefälle zu einer zähen Partie mit anstrengendem „fast permanentem bremsen“. Immerhin gibt es noch den ein oder anderen schönen Ausblick, wobei meine komische Handykamera wieder ungewollt selbst das Grün der Pflanzen in depressives Dunkelgraugrün umwandelt.
Zusammenfassung: am Ende der schönen Tour stehen 46km auf dem Tacho und 1350hm, das Konzept „Zwiebelsystem“ für die Kleidung bei leichtem Regen ist voll aufgegangen für eine solche Tour. Durch häufiges An- und Ausziehen von Kleidungsschichten konnte ich immer meine Kleidung an mein Wärmebedürfnis perfekt anpassen. Am Ende hatte ich sogar noch 1 trockenes Unterhemd ungenutzt, oben am Gipfel hatte ich 6 Schichten Oberbekleidung an. Wirklich gefroren hab ich nicht, auch wenns am Gipfel schon grenzwertig war.
Wiederholungsgefahr 110%, aber nächstes Mal hab ich wieder fette Stollen am Radreifen für die Gipfelregion und die Waldwegabfahrten.